Ein Sucher für die ASI 174 MCC mit dem Samyang 85 mm Objektiv

Das 85 mm Objektiv hat an der ASI 174 ein Gesichtsfeld von etwa 7,6 x 4,8 Grad. Um Himmelsobjekte in diesem Gesichtsfeld zu finden, ist ein Sucher mit einem deutlich größeren Gesichtsfeld hilfreich. Ich habe dazu eine ASI 120 mini auf dem Haltering für die ASI 174 montiert:

Die ASI 120 mini ist hier mit einem Zoom-Objektiv f = 2,8 - 12 mm, Blende 1,4 versehen. Damit liefert diese Kamera Gesichtsfelder von 80 x 65 bis 23 x 17 Grad. Mit dem Sirui-Neiger läßt sich der gewünschte Höhenwinkel auf 5° - 10° genau einstellen. Ein Schwenk um die Mittelachse sollte dann den gewünschten Himmelsausschnitt in das Gesichtfeld des Suchers bringen.

Geliefert wurde die 120 mini am 10. Januar 2018 und schon am Abend des 11. Januar gab es eine kleine Wolkenlücke für das "first light" am Nachthimmel:


Unbearbeitetes Einzelbild mit Offenblende, 100 gain, Belichtungszeit 1 Sekunde
Am oberen Bildrand die Regenrinne über dem Küchenfenster, darunter die Zwillinge (links Castor und Pollux). Am unteren Bildrand neben der Wolke
ist Prokyon (alpha CMi), am linken Bildrand unten ist ein Teil vom Krebs mit Praesepe zu sehen. Sterne mit mag 6 sind deutlich erkennbar. Das
Gesichtsfeld ist hier laut nova.astrometry.net 38,5 x 28,9 Grad groß. Das entspricht einer Brennweite von 7 mm - etwa in der Mitte des Bereichs der
2,8 bis 12 mm des Zoom-Objektivs an der 120 mini.

Am Abend des 14. Januar gab es noch einmal eine Wolkenlücke. Ich benutzte sie, um herauszufinden bis zu welcher Höhe über dem Horizont ich aus dem Küchenfenster heraus den Sternhimmel fotografieren kann. Hier ein Summenbild 30 x 1 Sekunde bei Offenblende und 100 gain:


Der helle Stern rechts von der Bildmitte ist beta Aurigae. Der hellste Stern am Dachrinnenrand ist iota Aurigae (über beta Aur). Iota Aur ist zu diesem
Zeitpunkt (19:18 MEZ) 57,4 Grad über dem Elmshorner Horizont. Nach einer kleinen Korrektur der Brennweite auf 8 mm ist das Gesichtsfeld nun
34,1 x 25,6° groß. Der Abbildungsmaßstab ist nun 96"/Pixel, das Gesichtsfeld des 85 mm Objektivs (7,6 x 4,8°) also 285 x 180 Pixel groß:


Unbearbeitetes Einzelbild mit Offenblende, 100 gain, Belichtungszeit 1 Sekunde
Die Bildmitte kann von SharpCap mit einem Fadenkreuz markiert werden. Das eingeblendete Rechteck zeigt die Größe des Gesichtsfeldes der 85 mm Kamera. Sterne mit mag 6 sind deutlich sichtbar. Bilder mit der 85 mm Kamera waren nicht mehr möglich, da bald danach wieder Wolken den Himmel bedeckten.

Ein Praxistest am 18.01.2019

Ziel war es, den Kleinplaneten 433 Eros im Sternbild Perseus an der Grenze zum Fuhrmann zu finden. 433 Eros war zum Ende der Nautischen Dämmerung schon dicht an der Dachkante (mehr als 50 Grad hoch), der fast volle Mond war in der Nähe (nur 19 Grad entfernt) und dünne Wolken zogen über den Himmel. Trotzdem gelang das Experiment. Hier das Bild der Sucherkamera mit f = 8 mm. Zur besseren Sichtbarkeit der Sterne ist das hier ein Summenbild von 30 x 0,3 Sekunden:


In der rechten, unteren Bildecke Aldeberan (alpha Tau), am unteren Bildrand in der Mitte beta Tau, darüber ein Lichtreflex und über der Reflexion der Stern iota Aur. Das Rechteck zeigt das Gesichtsfeld des 85 mm Objektivs zentriert auf die ungefähre Position von 433 Eros. Die beiden Sterne nahe der Bildmitte (mit einem dritten Stern darunter sind auch im Bild der 85 mm Kamera zu sehen:

Die beiden hellen Sterne vom Sucherbild sind hier am linken Bildrand, 433 Eros ist mit einem Pfeil markiert.
Summenbild von 60 x 2 Sekunden mit 200 gain und Blende 1,4.

Das Auffinden von 433 Eros hat also trotz widriger Bedingungen ganz gut geklappt. Es war nun einfach die 85 mm Kanera auf 433 Eros zu zentrieren, aber die durchziehenden Wolken verhinderten gute Aufnahmen für Helligkeitsmessungen von 433 Eros. Das ist das nächste Ziel: eine Lichtkurve von 433 Eros, der ja immerhin eine Amplitude von 1,5 Magnituden zeigen kann. In diesem Bild von 17:58 MEZ ist 433 Eros 9,6 mag hell. Laut Ephemeride betrug seine Helligkeit zu diesem Zeitpunkt 9,1 mag. Er war also 0,5 mag dunkler als erwartet.

Insgesamt gelangen fünf Serien von 60 x 2 Sekunden in der Zeit von 17:57 bis 18:11 MEZ. In dieser Zeitspanne sank die Sonne von 11,6° auf 13,4° unter dem Horizont, 433 Eros stieg von 52,8° auf 54,8° über dem Horizont. Die ersten drei Bildserien wurden mit 200 gain gemacht, die letzten beiden mit 300 gain. Die Helligkeitsmessungen mit Astrometrica (Vergleichssterne 9m - 11m) hatten dieses Ergebnis:

EXPOSURE JD: Mid-exposure, not corrected for light time
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      JD         mag     Flt   SNR    ZeroPt      Cat   Design.
---------------------------------------------------------------
2458502.20639    9.608 V  V  163.64   21.238    NOMAD   00433
2458502.20860    9.707 V  V  145.65   21.243    NOMAD   00433
2458502.21086    9.753 V  V  154.16   21.218    NOMAD   00433
2458502.21280    9.720 V  V  200.58   22.378    NOMAD   00433
2458502.21437    9.673 V  V  166.36   22.340    NOMAD   00433
----- end -----

Der Mittelwert der fünf Messungen ist 9,692 mag ± 0,055 mag, aber die Werte streuen stark. Ohne den ersten Wert ist der Durchschnitt 9,713 mag ± 0,033 mag (statt der Ephemeriden-Helligkeit von 9,1 mag).