Ein Komet beim Doppelhaufen

Am 19. Januar 2020 wollte ich den Kometen C/2017 T2 (Panstarrs) in der Nähe des Doppelsternhaufens im Perseus fotografieren.
Dazu benutzte ich das Samyang 135 mm bei Blende 2,0 mit der ASI 294MC Pro, gain 300, Sensor bei -10°C und dem Baader UV/IR-Sperrfilter.
Referenzsterne für das Alignment waren beta Cas (Caph) und beta Ari (Sheratan). Nach "alignment sucessful" machte ich eine
Probeaufnahme mit einer Belichtung von 10 Sekunden bei beta Ari um Fokus und Nachführung zu prüfen. Beides schien ok zu sein.

Dann kam das GoTo NGC 884 und um 22:15 MEZ der Start einer Bildserie von 180 x 10 Sekunden. Die Nachführung lief perfekt
(obwohl ich nur die Sucherkamera für das alignment benutzt hatte). Das Bild war wie eingefroren. Aber das Summenbild war deutlich
unscharf, so wie schon die Einzelbilder wie sich rasch herausstellte. Außerdem war die Unschärfe am rechten Bildrand stärker als am
linken Bildrand. Die Unschärfe am rechten Bildrand zeigte sich bei genauerem Hinsehen auch schon im Testbild bei beta Ari.


Ausschnitte der Probeaufnahme bei beta Ari verkleinert auf 50% (Superpixel ohne Interpolation). Links die Bildmitte bei Beta Ari ("no halos, no reflections",
wie versprochen von Baader) und mit guter Schärfe. Rechts die rechte, untere Bildecke mit geringerer Qualität (in der linken, unteren Bildecke ist das Bild
so scharf wie in der Mitte).

Ich bin sicher, den Fokus für die Bilder bei NGC 884 nicht verändert zu haben. Ursache für das Malheur kann nur der UV/IR-Sperrfilter gewesen sein.
Tatsächlich stellte ich am nächsten Tag fest, dass der Filter nicht fest eingeschraubt war - also schon von Anfang an vielleicht minimal schief lag und
dann beim Schwenk zu NGC 884 in eine ungünstige Position rutschte. Soweit meine Vermutungen. Hier Ausschnitte vom Summenbild, verkleinert auf 50%:


Links der Doppelhaufen mit Komet (Pfeil), rechts die rechte, untere Ecke des Summenbildes
COBS sieht den Kometen hier bei etwa mag 9,4.

Schade, dass es mit den Bildern vom Doppelhaufen mit Komet nicht so gut geklappt hat. Immerhin war es lehrreich. Die Fokuskontrolle sollte erst im
Zielgebiet gemacht werden. Und der Sperrfilter scheint sehr empfindlich gegen Verkippung zu sein. Das Einzelbild bei beta Ari zeigt, dass das
Samyang 135 mm schon bei Offenblende ordentliche Bilder machen kann.

Wie gut war die Nachführung? Vom ersten bis zum letzten Bild der Serie wanderte das Bildzentrum um 429". Das sind pro Bild 2,4" (in 10 Sekunden).
Die Bayermatrix ist bei f = 135 mm mit 14,7" x 14,7" etwa sechsmal so groß, die Nachführung war also perfekt. In der Mitte der Bildreihe war das
Bildzentrum in 60,1° Höhe bei einem Azimut von 299,5° (WNW). Die Bildfelddrehung betrug dort 15,04° * cos(geogr.Breite) * cos (Azimut) / cos(Höhe)
= 8,8°/Std, das sind in 10 Sekunden (pro Bild) 0,0244°. Die Ecken des Bildes auf dem Sensor wurden dabei um 0,005 mm gedreht. Die Bayermatrix
hat eine Größe von 0,0093 mm x 0,0093 mm, die Bilddrehung war also noch unsichtbar.

Rainer Kracht, 24.01.2020