Erste Bilder mit dem Samyang 500/6,3 Spiegeltele
Um bessere
Mondbilder machen zu können, habe ich ein gebrauchtes Samyang f
= 500 mm, f/6,3 gekauft. Spiegeltele heißt, dass das Bild
primär
von einem Spiegel (Durchmesser 90 mm) erzeugt wird. Ein
Sekundärspiegel verlängert die Brennweite auf 500 mm bei einer
Baulänge des
Objektivs von nur etwa 100 mm. Ein kleines Wunder also - auch
unter dem Namen "kleine Russentonne" bekannt. Viele
Russentonnen leiden
aber unter Abbildungsfehlern, die anscheinend von Montagefehlern
herrühren, aber auch von geschickten Bastlern behoben oder
zumindest
gemindert werden können.
Das Samyang hat
zusätzlich einige Korrekturlinsen eingebaut, die das Bildfeld
für Vollformatkameras ebnen und dabei die Farbreinheit
sehr gut erhalten. Meine Erfahrungen mit Objektiven von Samyang
sind bisher sehr gut und ich wurde auch von diesem Objektiv nicht
entäuscht.
Problemlos zu benutzen kann ich das Teil allerdings nicht. Es
hängt in einer nicht besonders stabilen Skywatcher Merlin
Montierung und steht
damit zum Fotografieren des Sternhimmels auf einem Fensterbrett
in meiner Wohnung.
Jedes Berühren
des Fokusringes führt zu einem Tanzen des Bildes. Dann muß ich
eben warten, bis sich das Bild wieder beruhigt. Das ist kein
ernstes Problem. Ein viel ernsteres Problem ist die Luftunruhe
(jedenfalls bei der Verwendung des Objektivs auf dem
Fensterbrett) - die
Qualität der Bilder wechselt von Bild zu Bild. Das ist nicht
verwunderlich wegen des Temperaturunterschiedes drinnen/draußen.
Für den Mond
bietet sich da das "lucky imaging" an. Man macht eine
möglichst lange Serie von Bildern mit möglichst kurzen
Belichtungszeiten
und stackt dann nur die besten Bilder. Das kann man z.B. mit
AutoStakkert machen. Etwas halbherzig habe ich am 4.2.2020 nur
eine Serie von
100 Bildern von je 0,4 msec Belichtung gemacht und daraus mit
AutoStakkert die 20 besten addiert:
Summenbild 20 von 100 Bildern je 0,4 msec (von 18:02 MEZ)
geschärft mit Wavelets in Registax und auf 70% verkleinert
Autostakkert
lieferte überraschend ein sw-Bild. Statt "Auto-Color"
hätte ich "Force GBRG" wählen müssen. Aber als
Farbild sieht das nicht besser aus,
also bleibt es so (als erster Anlauf). Was den Mond angeht, sind
die Erwartungen erfüllt - das Samyang kann da gute Bilder
liefern.
12.02.2020
Die nächste
Gelegenheit, das neue Objektiv am Mond zu testen ergab sich am
späten Abend des 12. Februar zwischen Regenschauern in einer
Wolkenlücke. Bis
alles aufgebaut und eingerichtet war, waren die nächsten Wolken
schon nicht mehr weit. Nach einer Serie von 500 Bildern stellte
ich fest, dass die hellsten Stellen
der Mondoberfläche ausgebrannt waren. Die Belichtungszeit wurde
reduziert und eine neue Serie gestartet. Sie wurde durch neue
Wolken schnell beendet. Aus der
Serie der ersten 109 Bilder habe ich mit AutoStakkert die besten
50% gestackt:
Summenbild 54 von 109 Bildern je 1 msec (von 23:50 MEZ)
geschärft mit Wavelets in Registax und mit
Deconvolution in Fitswork und auf 70% verkleinert
Der Mond war nur
15° über dem Horizont und durch den Temperaturunterschied
drinnen/draußen gab es reichlich Luftunruhe. Dafür
ist das Bild noch recht ordentlich geworden. AutoStakkert mußte
von "Planet" auf "Surface" umgestellt werden,
sonst gab es Artefakte
am Mondrand. Das Summenbild habe ich gedreht um den Mondnordpol
oben zu haben. Dann habe ich das Bild in die drei Farbkanäle
aufgeteilt, in Registax einzeln geschärft und wieder zu einem
RGB-Bild zusammengesetzt. Dabei fiel auf, dass das Rotbild
schärfer
als das Grünbild und deutlich schärfer als das Blaubild war.
Die aktuelle
Lösung schien zu sein, das Rotbild als Luminanz für das
RGB-Bild zu benutzen. Dabei wurde das Rauschen von Grün und Blau
aber im L-RGB Bild deutlich sichtbar. Da hätte ich wohl in
Registax Grün und Blau stärker entrauschen müssen. Nun zeigt
der Mond
ja wenig eigene Farbe und endloses Herumgefummel an der
Bildverarbeitung ist auch nicht mein Ding. Deswegen ist das hier
gezeigte
Bild einfach der geschärfte Rotkanal des Summenbildes.
Die Mondbilder
sind wegen der kurzen Belichtungszeit ohne Nachführung gemacht
worden. Mit einer Nachführung auf den Mond könnte
schon bei der Aufnahme der größte Teil des Himmelshintergrundes
weggelassen werden (mit ROI = Region Of Interest). Das führt zu
kleineren Dateien und zu einer schnelleren Abarbeitung der
Bildserien bei der Aufnahme.
Keine Sterne und keine neuen Bilder, deshalb nun doch noch der Mond vom 12.02. als L-RGB (L = Rot):
26.02.2020
Der Fokustest am 19.02.2020 hat gezeigt,
dass die drei Farben tatsächlich unterschiedlich fokussiert
werden. Am 26. Februar gab es die nächste
Wolkenlücke und ich benutzte sie, um den jungen Mond am
Abendhimmel mit der neu gefundenen Fokussierun auf Grün
abzulichten:
Summenbild 50 von 102 Bildern je 1,3 msec (von 18:53 MEZ)
geschärft mit Wavelets in Registax und auf 70% verkleinert
Diesmal stand die
Kamera im Westfenster des geheizten Wohnzimmers, für die
Mondbilder davor war sie im Ostfenster der ungeheizten Küche.
Die Fokussierung ist besser als vorher, aber die Luftunruhe
größer. Ein Gewinn an Schärfe ist nicht zu erkennen.
Rainer Kracht, 26.02.2020