Ein Spektrum von beta Lyrae
Beta Lyrae zeigt wie P Cygni starke Emissionslinien. Am 29.11.2024 habe ich von 20:54 - 21:14 MEZ ein Spektrum von beta Lyrae aufgenommen mit dem SA100, Prisma, Samyang 135 mm, ASI 294 MC Pro. Das waren 60 x 20 sec bei 400 gain und -10°C Sensortemperatur mit dem SA100 als Objektivgitter. Das Ergebnis sieht so aus:
Im rechten Teil sind deutlich drei Emissionslinien sichtbar
Die hellen Banden im blauen Teil des Spektrums stammen von unscharfen Sternen, die währen der Belichtungszeit durch das Spektrum liefen. Das ist eine Folge der Bildfelddrehung mit meiner azimutalen Montierung. Längere Belichtungen ohne solche Artefakte sind dadurch (besonders in der Milchstraße) nicht möglich. Und ohne längere Belichtungszeiten können keine Spektren von lichtschwachen Objekten aufgenommen werden.
Eine Auswertung des Spektrums mit VSpec ergibt dies:
Die mit Zahlen versehenen Linien sind
HeI-Emissionslinien
Direkt vor dem Spektrum von beta
Lyrae habe ich ein Spektrum von alpha Lyrae aufgenommen um einen
passenden "Instrumental Response" zu haben.
Spektrum von beta Lyrae dividiert
durch den "instrumental Response" von alpha Lyrae
Die O2-Bande bei 7605 Å ist noch prominent sichtbar. Dort hat das Verfahren nicht funktioniert, vermutlich weil dort schon ab etwa 7500 Å das langwellige Spektrum 1. Ordnung schon mit dem kurzwelligen Spektrum 2. Ordnung überlagert ist. Mein Spektrum von alpha Lyr enthält am roten Ende das (relativ starke) blaue Spektrum 2. Ordnung von alpha Lyr, das aber im Referenzspektrum nicht enthalten ist. Bei der Division meines Spektrums durch das Referenzspektrum ist deshalb der "Instrumental Response "am roten Ende des Spektrums ungültig.
Mit dem UV/IR-Sperrfilter von Baader kann ich das Spektrum 2. Ordnung abschneiden. Dieser Filter läßt nur einen Bereich von 4000 - 6800 Å durch. Damit verschwinden aber H-epsilon (3970) und die O2-Bande bei 7605, die beide für die Kalibrierung der Spektren nützlich sein können.
Ein vollständiges Spektrum 1. Ordnung, das nicht vom Spektrum 2. Ordnung überlagert ist, läßt sich durch die Kombination zweier Aufnahmen erreichen. Die erste Aufnahme wird ohne Filter gemacht, die zweite (gleich lange) Aufnahme geschieht durch ein IR-Passfilter, das nur Wellenlängen größer als 6850 Å durchläßt. Damit nicht nachfokussiert werden muß, sollte die erste Aufnahme durch einen passenden Klarglasfilter gemacht werden. Nach dem Binning der beiden Aufnahmen kann man dann in den Tabellen der Intensitäten (über x) die Werte der zweiten Tabelle in die erste Tabelle übernehmen.