Polarlicht 2003 Oktober 14/15 in Elmshorn
Bilder mit MINTRON 12V1C-EX und Objektiv f=4.5 mm f/1.4
Gesichtsfeld etwa 70 x 56 Grad.

 

Am Nachmittag des 14. Oktober gab es eine Warnung im Polarlicht-Forum. Ulrich Rieth schrieb: "An der Küste sollte wohl auch eine echte Sichtungsmöglichkeit drin sein, wenn die Werte des Sonnenwindes so bleiben.". Durch ein Loch in der Sonnenkorona strömte der Sonnenwind schneller als sonst auf die Erde zu. Geschwindigkeit und Dichte des Sonnenwindes waren ansteigend. Sonnenuntergang in Elmshorn war um 18:28 Uhr, der noch fast volle Mond ging um 19:36 Uhr auf, der letzte Rest der Abenddämmerung sollte um 20:25 Uhr verschwunden sein.

Die erste Videosequenz (Dauer 640 Sekunden) habe ich um 20:13 Uhr gestartet. Auf dieser Sequenz sind bereits schwache Polarlicht-Strahlen zu sehen, die mit bloßem Auge am Himmel aber nicht zu erkennen waren.

Die zweite Videosequenz startete um 20:25 und endet 20:36 Uhr. Um 20:28 Uhr beginnt sich ein heller Nordlicht-Bogen über die Baumwipfel am Nordhorizont zu erheben. Ab 20:30 Uhr sind mehrere, pulsierende Bögen zu sehen. Die Helligkeit der senkrechten Strahlen nimmt zu.

20:35:39.5 MESZ

Unbearbeitetes Einzelbild, Integration 0,64 Sekunden
Dazu ein DivX-kodiertes AVI (100 frames 20:34:36-20:35:40, 6,4facher Zeitraffer)

 

Die dritte Sequenz (20:36-20:47) zeigt Höhepunkte des Schauspiels. Am Anfang sind noch helle Strahlen zu sehen, nach einer kurzen Pause ensteht und vergeht eine Reihe von pulsierenden Bögen. Dazu ein DivX-kodiertes AVI (280 frames 20:36-20:39, 6,4facher Zeitraffer)

20:45:21-20:45:40 MESZ

Helle Bögen um 20:46 Uhr (30 Bilder jeweils 0,64 Sekinden integriert, aufaddiert mit Fitswork).
Oben rechts ist ein kleiner Iridium-Flare zu sehen (und links davon die Spur des Okean-O Satelliten).

Am Anfang der vierten Sequenz (20:47-20:58) ist das Schauspiel noch in vollem Gange. Die hellen Strahlen sind aber verschwunden und die Helligkeit der pulsierenden Bögen nimmt im Laufe der Sequenz ab. In der fünften Sequenz (20:58-21:09) sind nur noch einzelne, kleine Bögen zu sehen, der letzte um 21:08 Uhr.

Dann passiert lange Zeit nichts mehr. Die Videokamera lief aber weiter. Um 21:51 Uhr schrieb Ulrich Rieth im Polarlicht-Forum: "...ich wäre nicht überrascht, wenn wir so zwischen 23 bis 1 MESZ an den SAMs einen K8 sehen würden und das visuellen PL auch noch bis deutlich in die Mitte Deutschlands vorrücken wird.
Die Grundaktivität ist sehr hoch, die Sonnenwind-Werte sind sehr gut und wir befinden uns in der geomagnetisch aktivsten Zeit des Jahres.
Also, dranbleiben."
Tatsächlich wird der Nordhimmel zwischen den Baumwipfeln in der 16. Sequenz (23:14-23:24) wieder hell. In der 17. Sequenz (23:25-23:36) sind um 23:28-29 Uhr schwache Strahlen über den Baumwipfeln sichtbar. Die 18. Sequenz (23:39-23:49) zeigt zwei hellere Strahlen über dem deutlich aufgehellten Nordhorizont
(s.Bild).

23:43:11.7 - 23:43:47.5 MESZ

Zwei helle Strahlen (56 Bilder jeweils 0,64 Sekinden integriert, aufaddiert mit Fitswork).

Dann gab es wieder eine Pause. Am Ende der 23. Sequenz (00:15-00:26) wird der Himmel am Nordhorizont wieder hell. In der 24. Sequenz (00:34-00:44) sind wieder Strahlen am Nordhimmel sichtbar. In der 25. Sequenz (00:45-00:56) sind kräftige Strahlen 00:50-51 MESZ zu sehen (s.Bild).

00:50:25.3 - 00:50:31.7 MESZ

Neue Aktivität (10 Bilder jeweils 0,64 Sekinden integriert, aufaddiert mit Fitswork).

Schwache Strahlen sind bis zur 28. Sequenz (01:19-01:29) zu sehen, der Letzte um 01:21 Uhr. Am Ende der Sequenz füllen Wolken das Gesichtsfeld der Kamera. Hier endet die Videoaufzeichnung (gut fünf Stunden nach dem Start um 20:13 Uhr). Insgesamt wurden drei Phasen der Nordlicht-Aktivität aufgezeichnet:

1.Phase 20:13 - 21:08 MESZ, Maximum etwa 20:36 Uhr (Strahlen) - 20:42 Uhr (Bögen)
2. Phase 23:25 - 23:49 MESZ, Maximum etwa 23:30 Uhr
3. Phase 00:25 - 01:21 MESZ, Maximum etwa 00:50 Uhr

Die hellen Strahlen der 3. Phase waren auch auf dem Großen Feldberg/Taunus bei Frankfurt zu sehen. Dieses
Bild ist von 00:52 Uhr.

 

Sonnenwind-Daten der SOHO-Sonde:

Die Dichte des Sonnenwindes zeigt gegen 18:25 UTC (20:25 MESZ) eine scharfe Spitze bis etwa 28 Teilchen pro Kubikzentimeter. Gleichzeitig steigt die Geschwindigkeit stark an.
Die SOHO-Sonde befindet sich etwa 1,5 Millionen Kilometer entfernt von der Erde in Richtung Sonne. Die Teilchen des Sonnenwindes brauchten von dort noch etwa 45 Minuten (bis etwa 19:05 UTC) um bei der Erde einzutreffen.

Magnetometer-Daten aus Kiruna

Die Magnetometer-Daten zeigen um 18:27 UTC (20:27 MESZ) eine scharfe Spitze bis etwa -760 nT (nanoTesla). Der nächste, große Ausschlag geht um 23:39 MESZ bis fast -1100 nT, der dritte um 00:55 MESZ wieder bis -750 nT.

Kp-Index
Die globale Störung des Erdmagnetfeldes durch den Sonnenwind wird mit dem Kp-Index gemessen. Werte von 5 und größer zeigen einen geomagnetischen Sturm an. Von 18:00 - 24:00 UTC (20:00 - 02:00 MESZ) betrug der Kp-Wert 7+. Das Polarlicht war in Elmshorn sichtbar von etwa 20:13 - 01:21 MESZ.

Die Tabelle gibt
die dreistündigen Kp-Werte für die erste Oktoberhälfte.
7+ ist die höchste Stufe eines G3-Sturms, ab 8- gilt G4.

031001 3o 2o 1+ 1o 1o 1o 3o 4o 16+ 10 0.6
031002 3- 2+ 1+ 1- 1+ 2- 2+ 3- 15o 8 0.4
031003 3+ 5- 3o 2- 3o 4- 3o 2o 24+ 17 0.9
031004 1+ 2- 3o 1+ 2+ 0+ 0o 0o 10o 5 0.2
031005 0o 1- 0+ 0o 0+ 2- 3- 3+ 9o 5 0.2
031006 2+ 1o 1o 1+ 2o 2o 3+ 3+ 16+ 9 0.5
031007 4+ 2o 3- 3+ 3- 3+ 3- 2+ 23+ 15 0.8
031008 2- 1+ 2o 2- 2- 1- 2o 3- 14- 6 0.3
031009 4o 2+ 1o 1+ 1+ 1o 1- 0+ 12o 7 0.4
031010 0o 0o 1- 0+ 1- 1- 1- 2- 5- 2 0.0
031011 1o 0o 1- 0+ 0+ 0o 0+ 1- 3+ 2 0.0
031012 0+ 0+ 0+ 1o 1o 1o 1+ 2- 7o 4 0.1
031013 3+ 3o 2- 1+ 3- 3o 4- 5- 23+ 16 0.9
031014 3+ 4o 6- 5o 4+ 4+ 7+ 7+ 41+ 66 1.7
031015 3+ 4+ 6o 6- 4o 5- 5- 5o 38- 44 1.5

 

Bilder von Tom Eklund (Valkeakoski 24.0E/61.3N, Finnland) aus der gleichen Nacht (2000 Oktober 14/15):



Er schrieb: "The geomagnetic substorm on 14th of October was a really wicked one!
One of the best that I have seen to date."

Webcams, die Polarlichter zeigen:

Sodankylä Geophysical Observatory (+67,37 Grad Nord, +26,35 Grad Ost)

Stokmarknes, Norwegen (+68,6 Nord, +14,9 Ost)

Tromsö, Norwegen (+69,6 Nord, +19,0 Ost)

Poker Flat, Alaska (about 30 miles north of Fairbanks, AK)

 

Frühere Polarlicht-Beobachtungen
Mein erstes Polarlicht habe ich am 7. April 2000 zwischen 2 und 3 Uhr MESZ in Elmshorn gesehen. Leo Barhorst aus den Niederlanden hatte eine Email mit Satellitenbeobachtungen geschickt und erwähnte ein starkes Polarlicht in der Zeit von 22:10 bis 22:35 MESZ am 6. April. Ein Blick aus den Fenstern zeigte, das das Polarlicht immer noch oder noch einmal zu sehen war.
Das zweite Polarlicht habe ich am 16. Juli von 00:15 bis 00:27 MESZ in Elmshorn gesehen. Trotz Sommernacht und hellem Vollmond tief im Süden waren helle Streifen im WSW und OSO zu sehen, die nach Süden zogen. Farben habe ich nicht wahrgenommen.

Beide Polarlichter waren bis nach Norditalien zu sehen! Zum Zetpunkt meiner Beobachtungen betrug der Kp-Wert 9-, das ist die höchste Stufe eines G4-Sturms (die Skala der Kp-Werte reicht nur bis 9, das ist dann ein G5-Sturm).