Erste Erfahrungen mit der Mintron MTV-73S10HP

Das ist die "kleine" Farb-Mintron von Lechner. Einstellen kann man 8 Dip-Schalter:

S1 : AES/ALC (1/0) Auto Electronic Shutter/Auto Light Control (ALC ist für Auto Iris, das habe nicht - setze also S1 auf 1)

S2: AGC ON/OFF (1/0) Auto Gain Control ON/OFF. Das ist verlockend einzuschalten, aber verstärkt das Bildrauschen und vermindert die Farben bis zur Unkennlichkeit. Ich setze S2 auf 0.

S3: ATW/AWC (1/0) Auto Tracking White Balance/Auto White Balance Control. Der aktuelle Weißabgleich wird fixiert wenn das Auto Tracking abgeschaltet wird (für Weißabgleich auf 1, für Aufnahme bei schlechtem Licht auf 0 sonst passen die Dunkelbilder nicht zu den Aufnahmen).

S4: BLC ON/OFF (1/0) Back Light Compensation ON/OFF. S4 habe ich bisher auf 0. Ein dunkler Vordergrund könnte hier wohl verstärkt werden.

S5: H-MIRROR OFF/ON (1/0) Brauche ich nicht S5 auf 1.

S6: V-MIRROR OFF/ON (1/0) Brauche ich nicht S6 auf 1.

S7: SENS-UP (X4) ON/OFF (1/0). Das ist wieder verlockend für schlechte Lichtverhältnisse. 4 Bilder werden in der Kamera addiert. Aber die Auflösung sinkt. Offenbar wird nur eines der Halbbilder addiert. S7 auf 0.

S8: VIDEO/COLOR BAR (1/0). Für Video setze ich S8 auf 1.

Meine Einstellung der Dip-Schalter ist also 10001101 (fixierter Weißabgleich) oder 10101101 (laufender Weißabgleich).

Da habe ich nun zwei Optionen für schlechte Lichtverhältnisse abgeschaltet (wegen Rauschen, fehlender Farben, geringer Auflösung). Aber man kann ja die Bilder auch im Computer addieren. Das macht mehr Mühe, hat aber auch große Vorteile:

- man kann Dunkelbilder aufnehmen und von den Einzelbildern subtrahieren

- man kann beliebig viele Einzelbilder addieren, also z.B. ein SENSE-UP X100 machen (Integrationszeit 4 Sekunden)

- man kann wenn erforderlich nachbearbeiten (z.B. Histogrammkorrektur oder Farbrauschen glätten)

Wie sieht das in der Praxis aus?

Hier ein Einzelbild von 2012 Juli 08 23:11 MESZ (1 Stunde und 20 Minuten nach Sonnenuntergang, Sonnenhöhe -8.5 Grad)


Das Bild ist schon unterbelichtet, also addiere ich mal 3 Bilder aufeinander:


Huch, das ist zwar viel heller, hat aber gruselige Farben. Ursache ist der Dunkelstrom.
Ich habe gleich nach der Aufnahme den Objektivdeckel aufgesetzt und 200 Dunkelbilder (8 Sekunden) aufgenommen,
diese 200 Dunkelbilder gemittelt und das Ergebnis vor der Addition von den Videobildern abgezogen:


Das sieht schon viel besser aus, zeigt aber besonders im oberen Teil ein starkes Farbrauschen.
Dieses Farbrauschen kann man z.B. mit Fitswork (Schwelle 40, Radius 20) glätten:

Kamera-Dipschalter auf 10001101 (keine Verstärkung, kein Sense-up, Weißabgleich fixiert)
Die Bilder sind mit einem CS-Objektiv f = 12 mm 1:1.4 gemacht.
Digitalisiert mit dem LogiLink USB2.0 Video Grabber VG0001.
Aufgenommen mit VirtualDub 1.9.11. Video muß auf Preview sonst schafft er die 720 x 576 nicht (die Einstellung auf Preview kann man unter 'Device Settings' fixieren). Compression ist auf verlustloses Huffyuv v2.1.1, Audio ist aus. 25 fps.

Um ein ganzes Video zu bearbeiten muß das Verfahren automatisiert werden. Das geht z.B. mit dem Programm ImageJ. Mit den Dunkelbildern im Verzeichnis \work2 und den Videobildern im Verzichnis \work kann man dieses Makro für die Bildaddition benutzen. Die Summenbilder landen im Verzeichnis \work3. Dort kann mit Fitswork das Farbrauschen geglättet werden:

1. DATEIEN FESTLEGEN
Anfangsdatei J:\work3\10000.bmp
Zieldatei *.bmp

2. FARBRAUSCHEN FILTERN
Schwelle 40.0
Radius 20.0

Schließlich kann mit Virtualdub das fertige Video erzeugt werden - z.B. mit Audio aus, Framerate 25 fps, Compression MPEG-4. Das Restrauschen kann mit dem temporal smoother Filter gedämpft werden.

Am Einfachsten läßt sich das Rauschen vermindern, wenn mehr Bilder jeweils zu einem neuen addiert werden:


Addition von 25 Einzelbildern

Beim Erzeugen längerer Bildsequenzen fällt allerdings auf, das gelegentlich Farb- oder Helligkeitsschwankungen auftreten, die im Original nicht zu sehen sind. Diese Schwankungen entstehen durch unterschiedlich hohe Spitzen in den Farbkanälen. Sie können mit diesem ImageJ Makro ausgeglichen werden. Ein fertiges Video aus 4000 Einzelbildern mit jeweils 25 Bildern addiert und normalisiert ist hier.