Mond mit 20cm-Spiegel

In Zeiten von vielen Wolken und wenigen Wolkenlücken bietet sich der Mond an als Ziel astrofotografischer Experimente. Das ist besonders einfach -
die Kamera braucht keine Kühlung und kein Netzteil, eine Nachführung wird wegen der kurzen Belichtungszeiten nicht gebraucht (also auch kein Netzteil
dafür) und der Laptop braucht auch kein Netzteil wegen der kurzen Session.

Bisher hatte ich Mondfotos mit dem Samyang 135 mm und dem Samyang 500 mm Spiegeltele gemacht. Mein 20cm-Spiegel (Criterion Dynamax 8) hat
eine Brennweite von 2110 mm (f/10) und macht damit Mondbilder mit einem Durchmesser von etwa 20 mm im Primärfokus. Der Sensor meiner ASI 294
MC Pro hat eine Größe von 19,1 x 13,0 mm, da paßt der Mond nicht ganz drauf. Also habe ich für 40 Euro einen Focal Reducer 0,5fach gekauft. Der
kam am 06.03. in meinem Briefkasten an. Und schon in der folgenden Nacht klarte der Himmel auf! Ich stellte den 20cm-Spiegel auf das Fensterbrett
meines (beheizten) Wohnzimmers, den Laptop daneben und verband beide mit dem USB-Kabel. Damit gelang dieses Bild:


Summenbild der fünf besten von 100 Einzelbildern, Belichtung je 0,3 msec um 02:22 MEZ am 07.03.2020
geschärft in Registax, verkleinert auf 40% (gleiche Größe wie mit
Samyang 500 mm auf 70%)

Der Monddurchmesser auf dem Sensor beträgt etwa 1709 Pixel, mit einer Pixelgröße von 0,00463 mm sind das etwa 7,91 mm. Daraus folgt eine
effektive Brennweite von 827 mm. Der Reduktionsfaktor ist 0,39 und die effektive Blendenzahl f/4,1. Das ist etwas besser als 0,5fach und liegt daran,
dass ich hinter dem Focal Reducer noch einen UV/IR-Sperrfilter und eine 5 mm T2-Verlängerung eingeschraubt hatte:


Unten der Focal Reducer, darüber der Sperrfilter, darüber der Adapter von 1,25" Steckhülse auf T2 und die 5 mm T2-Verlängerung

Das Sumenbild mußte farbkorrigiert werden. Für die durchschnittliche Mondfarbe fand ich einen Wert von etwa R,G,B = 147,138,130. Mit diesem Verhältnis
der drei Farben zueinander sieht der Mond oben natürlich aus und der Himmelshintergrund wird bläulich (wie am Tag).

Ganz einfach war das Unternehmen nicht. Fokussiert habe ich zunächst auf Capella mit einer Hartmannmaske. Aber die Luftunruhe war viel zu groß um einen
guten Fokus zu finden. Am Mond zeigten sich dann bei vielen verwaschenen Bildern auch Momente mit relativ scharfen Bildern. Im Bild oben sind es fünf
von hundert. Immerhin zeigt der 20cm-Spiegel aus dem beheizten Wohnzimmer ein ordendliches Bild.

Das Bild erinnert mich an eines, das ich vor mehr als 50 Jahren mit einem selbstgeschliffenen 15cm-Spiegel (f = 1330 mm) gemacht habe. Damals habe
ich die Kamera (f = 45 mm) einfach hinter ein 30mm-Okular gehalten und 1/300 Sekunde auf Ilford HP3 belichtet.

Bild vom 23. Mai 1964 um 21:21 MEZ. Die Mondphase ist sehr ähnlich wie bei dem neuen Bild, aber die Libration ist unterschiedlich.

Ein weiteres Bild mit ähnlicher Mondphase und unterschiedlicher Libration habe ich am 26. September 2004 um 23:16 MESZ mit dem 20cm-Spiegel aufgenommen:

Es zeigt am Mondrand das kleine Mare Humboldtianum, das dort nur selten zu sehen ist. Kamera war die Canon 300D, Belichtung 2,5 msec bei ISO 200.
Fernrohr war das Criterion Dynamax 8 mit einer Shapleylinse (effektive Brennweite 660 mm, f/3,3).

Mehr Mondbilder von 15cm- und 20cm-Spiegel sind hier.

Rainer Kracht, 09.03.2020